Große Ehrung für Claus Christian Speck
Claus Speck kümmert sich bei der Pfarrer-Landvogt-Hilfe in Mainz leidenschaftlich um Obdachlose – auch während der Corona-Pandemie. Warum ihm seine Arbeit so wichtig ist.
Mainz. Als Schulen und Geschäfte schlossen und Bürger Desinfektionsmittel und Toilettenpapier hamsterten, hielt Claus Speck in Mainz die Obdachlosenhilfe am Leben. Während öffentliche Toiletten schlossen, blieben die Sanitäreinrichtungen in der Pfarrer-Landvogt-Hilfe geöffnet. Mehr noch als sonst wurde die Hilfseinrichtung an der Zitadelle so zum Anziehungspunkt für Wohnungslose. Das Angebot der Essensausgabe baute der an der Bergstraße im südhessischen Bensheim aufgewachsene Speck dementsprechend aus, kochte zusammen mit anderen Helfern allein am ersten Lockdownabend für mehr als 180 Gäste in der Essensausgabe. Als Koryphäe am Herd, gerne selbst mit hochgekrempelten Ärmeln in der Küche stehend, kochte er mit seinem Team in der Corona-Zeit ungefähr 75.000 Mahlzeiten. Für sein mittlerweile 15-jähriges Engagement bei der Landvogt-Hilfe erhielt der Mann mit dem verschmitzten Grinsen nun die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz, verliehen durch Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
Vom Theologiestudium zum Pfarrgemeinderat
Christliche Werte und Nächstenliebe seien schon immer bestimmende Motive in seinem Leben gewesen, betont der 44-Jährige. Obwohl Speck eigentlich gebürtiger Niedersachse ist, wuchs er in Südhessen auf. Im Anschluss an sein Abitur studierte er katholische Theologie und Latinistik, zunächst in Würzburg, mit 23 Jahren zog er schließlich nach Mainz. In der katholischen Pfarrei St. Stephan diente er seit 2021 als ehrenamtlicher Küster und ließ sich nun nach Ostern in den Pfarrgemeinderat wählen. Seine Leidenschaft, anderen zu helfen, zum Beruf gemacht hat er bei seiner inzwischen 13-jährigen Tätigkeit beim Bischöflichen Willigis-Gymnasium und der Realschule. War er zunächst Lehrer und Vertrauenslehrer, wurde er schließlich zum Leiter der Lernbetreuung der Realschule und seit Februar zum Leiter der Ganztagsschule des Gymnasiums. Darüber hinaus kümmert er sich als Leiter des Gastschulprogramms für Schüler mit fehlenden Deutschkenntnissen um den Abbau von Sprachbarrieren. „Ein 16-jähriger Syrer kam zu uns mit nichts außer seinen Klamotten am Leib und konnte kein Wort Deutsch. Inzwischen ist er Probearzt am Uniklinikum“, berichtete der 44-Jährige stolz.
Engagement für Obdachlosenhilfe begann mit dem Sammeln von Spenden
Specks Engagement im Bereich der Obdachlosenhilfe begann 2009 mit dem Sammeln von Spenden mit den Schülern seiner Sozial-AG. Im selben Jahr begannen sie, selbst gekauftes Essen zu kochen und immer donnerstags im Landvogt-Haus an Obdachlose auszugeben. Mit strahlenden Augen nennt er als Highlight: „Einmal hat uns während der Pandemie ein Lieferant einen Hirschrücken gespendet, wir haben ihn nach Art Wellington zubereitet.“ Warum es ihn ausgerechnet zur Landvogt-Hilfe gezogen habe? „Es gibt so viele Organisationen, aber wo die Leute wirklich hinkommen, wenn sie eine Unterhose oder irgendetwas brauchen, ist dort“, erklärt Speck. Leute kämen in teils schlechter Verfassung. „Und wenn sie das Gebäude verlassen, können sie das wieder als Mensch tun.“ Als Grundanliegen seiner Arbeit betont er, seinen Schülern, aber auch dem Rest der Gesellschaft zeigen zu wollen, dass es reiche, einen kleinen Schritt zu tun: „Wenn man freundlich ist, andere als Mensch behandelt und sie nicht hungern oder frieren lässt, macht dies unsere Gesellschaft schon ein ganzes Stück besser.“ In der Corona-Zeit habe die Arbeit nicht nur Bedürftigen, sondern auch ihm einen Anker gegeben.
Manuel Weiß
Quelle: www.allgemeine-zeitung.de/lokales/mainz/stadt-mainz/75000-mahlzeiten-engagement-fuer-obdachlosenhilfe-gewuerdigt-3479882