Mit ERASMUS + eintauchen in die Begegnung von Kulturen

Sechs Schüler der Klasse 10d machten sich mit ihrem Klassenlehrer Dominique Rimbaud, der Erasmus-Koordinatorin Alexandra Kreer und mir auf den Weg nach Almuñécar, einem Ort im Süden Spaniens mit 28.000 Einwohnern. Die Schüler verbrachten die Woche in Gastfamilien und lernten so nicht nur den Schulbetrieb kennen, sondern auch den Alltag der Spanier.

Am Montag wurden wir vom Schulleiter des IES Puerta del Mar, Valeriano Jesús Antequera Venegas, empfangen. An Ort und Stelle band er sich die Willigis-Krawatte um und nutzte auch die schicke Tasse aus unserer Schule. Wir stellten schnell fest, dass der Unterricht, wie in Spanien üblich, anders abläuft als bei uns: Die Lehrkräfte unterrichten üblicherweise frontal, nur in Förderklassen mit zwei Lehrkräften weicht man von diesem Modell ab. Auch in Almuñécar benutzt man Smartboards und ein digitales Klassenbuch, in dem zu Beginn des Unterrichts die Anwesenheit vermerkt wird.

Ein Ausflug ins nahegelegene Málaga bescherte uns einen Besuch im Picasso-Museum, in dem deutlich wurde, wie sich der Maler im Laufe seiner verschiedenen Schaffensphasen immer mehr an der Nachfrage des Kunstmarkts ausrichtete. Im interaktiven Musikmuseum konnten verschiedenen Instrumente unterschiedlicher Kulturen und Zeiten ausprobiert werden, was in der Darbietung eines lateinamerikanischen Musikstücks mündete, mit der wir die Museumsangestellte aber nicht ganz glücklich machten.

Tags darauf steuerten wir Granada an den Ausläufern der Sierra Nevada an. Wir besichtigten zunächst die dortige Kathedrale, die mit wunderbaren Renaissance-Gemälden von Rogier van der Weyden und Hans Memling aus dem 15. Jh. aufwartete. Danach führte ein recht langwieriger wie steiler Aufstieg zur Alhambra, der Residenz der maurischen Herrscher aus der Dynastie der Nasriden, die bis zur Übergabe der Festung Anfang 1492 an die katholischen Könige Ferdinand von Aragón und Isabella von Kastilien von hier aus das Emirat von Granada regierten. Die Alhambra, die weitgehend im 14. Jh. entstand, stellt die spektakulärste Hinterlassenschaft der arabischen Herrschaft über Teile Spaniens dar.

Aber die Besiedlung der Gegend um Almuñécar reicht viel weiter zurück: Bereits die Phönizier und später die Römer wussten den Ort am Meer zu schätzen. Ausgrabungen einer Produktionsstätte von Salzfisch sowie des römischen Garum (Fischsoße) und auch ein Aquaedukt zeugen von der wechselvollen Geschichte des Ortes, in dem unterschiedliche Kulturen und Religionen über weite Strecken friedlich, aber letztlich nicht konfliktfrei miteinander lebten, da es doch immer auch um Macht und Herrschaft ging. Das zeigt nicht zuletzt das Castillo San Miguel, das über dem Ort thront und zwischen dem 8. und 16. Jh. ausgebaut wurde.

Natürlich kam das kulinarische Erlebnis nicht zu kurz, auch wenn das Ergebnis des Koch-Workshops in der Schule mit einem deutschen Kartoffelsalat sicher nicht zu den Highlights gehörte.
Am Ende verabschiedete man sich herzlich. Die spanischen Schülerinnen der Gastfamilien freuen sich bereits auf den Gegenbesuch im Oktober, auch wenn sie noch Respekt vor der mutmaßlichen Wetterlage in Alemania haben.

Markus Reinbold

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