Pilgerreise nach Santiago de Compostela
Zum ersten Mal in der 173-jährigen Geschichte der Schule zogen Schüler und Lehrkräfte aus, um die letzten 117 km des Jakobswegs, genauer gesagt des Camino francés im Norden Spaniens, zum Apostelgrab des hl. Jakobus zu pilgern. Neben Rom und Jerusalem ist es das dritte große Ziel der christlichen Pilgerfahrten.
15 Schüler der 11. und 12. Jahrgangsstufe und vier begleitende Lehrkräfte bezogen ihr erstes Quartier im Parador von Monforte de Lemos, bevor die erste Etappe in Sarria startete. Schulpfarrer Dr. Volker Busch begann jede Wegstrecke mit einem geistlichen Impuls, die Strecken betrugen zwischen 19 und 29 km.
Erstes Etappenziel war Portomarín am Río Miño. Wegen eines 1963 eingeweihten Staudamms musste der Ort verlegt werden, die romanische Kirche San Nicolás wurde Stein für Stein wieder aufgebaut. Landschaftlich herrlich war die zweite Tagesetappe nach Palas de Rei, die durch die malerischen Hügel inmitten von Eukalyptus- und Kiefernwäldern führte – inklusive herausfordernder Anstiege mit dem immer schwerer erscheinenden Rucksack.
Der dritte und längste Abschnitt führte die Gruppe nach Arzúa, wo wir abends in einer Gaststätte einkehrten, in der unsere Schüler den Einheimischen im Angesicht des örtlichen Dudelsack-Festivals zeigten, zu welchen Tanzeinlagen Mainzer Schüler aufgelegt sein können. Großer Applaus der Señoras war ihnen gewiss.
Die vierte Etappe nach Pedrouzo führte durch eine idyllische Landschaft mit Kühen und streunenden Katzen, bevor die letzte Strecke nach Santiago führte. Von weitem sahen wir schon die Kathedrale und legten die letzten Kilometer durch die Stadt zurück. Belohnt mit einem diesmal großzügigeren Pilgeressen bereiteten wir uns auf den kommenden Tag vor. Manche probierten zu später Stunde noch Churros con Chocolate. Am folgenden Morgen suchten wir das Pilgerbüro auf, wo jeder Teilnehmer, der seinen gelaufenen Weg im „Credencial“ mit diversen Stempeln dokumentiert hatte, eine schöne Urkunde über den zurückgelegten Pilgerweg ausgehändigt bekam. Danach nahmen wir an der Pilgermesse in der Kathedrale teil und besuchten das dortige Apostelgrab. Am letzten Abend gingen wir noch einmal gemeinsam essen und machten uns am folgenden Tag von Santiago über Madrid nach Frankfurt auf den Rückweg.
Die Organisation der Reise übernahmen die Erasmus-Koordinatorin Alexandra Kreer und Claus-Christian Speck, der vor Ort immer zweckdienliche Lösungen für auftretende kleine Nöte fand.
Wie fällt die Bilanz aus?
Die Kombination aus der körperlichen Herausforderung des Pilgerns und der spirituellen Erfahrung auf dem Jakobsweg ist für eine christliche Jungenschule wie geschaffen. Den Schülern hat diese besondere Reise gefallen, jeder ist in seinem Tempo gelaufen und hat sich auf die Natur, die Strapazen und Gespräche auf dem Weg individuell eingelassen. Die Begegnungen mit Gruppen und Personen aus anderen Ländern, die ein gemeinsames Ziel ansteuern, das auch tausend Jahre nach Beginn der Pilgerreisen nach Santiago noch Christen in ihren Bann zieht, kennzeichnet den Camino.
Wir bedanken uns bei der EU für die finanzielle Förderung im Rahmen von Erasmus plus!
Markus Reinbold