Verabschiedung der „Alt“-Referendarinnen und -Referendare

Liebe Altreferendarinnen, liebe Altreferendare,

Sie sind fertig – ausgebildet! Richtige Lehrer! Aber wissen Sie auch wirklich, was Sie sich da für einen Beruf ausgesucht haben?

Ein Stundenplan als Einstiegsgeschenk, der Ihnen an vier Tagen in der Woche einen Aufenthalt von 8 bis 16 Uhr in der Schule erlaubt.

Ein Kollegium, das darauf lauert, Ihnen das ein oder andere Zusatzpöstchen zu übertragen!

Eltern im Helikopter, die mit kritischem Blick beobachten werden, wie denn der Neue/die Neue mein Kind unterrichtet.

Jugendliche – es muss sie ja geben, sonst gäb´s keine Schule – mit suboptimalem Lern-, begrenztem Sozial, aber ausgeprägtem Ih- Ai -oder Smart-Kommunikations-verhalten!

Am besten hören Sie sich das lamoryante Gejammere von uns Alten gar nicht erst an. Im Willigis haben Sie es ja eh nicht zu hören bekommen, es blüht Ihnen jetzt höchstens in der Fremde.
Das Gejammere ist übrigens schon 4000 Jahre alt: In einer Keilschrift aus Ur, Chaldäa wurde mit Griffel in Ton eingeritzt:
„Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos. Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern. Das Ende der Welt ist nahe.“

In babylonischer Keilschrift ist zu lesen:
„Die heutige Jugend ist von Grund auf verdorben, sie ist böse, gottlos und faul. Sie wird niemals so sein wie die Jugend vorher, und es wird ihr niemals gelingen unsere Kultur zu erhalten.“

Sie sehen, über den Zustand der Jugend wird seit Anbeginn der Geschichte gemeckert.  Ihnen lag eine solche Einstellung gegenüber unseren Schülern fern. Im Gegenteil:  Das Verhältnis von Referendaren und Schülern war geprägt von großem gegenseitigen Respekt! Dafür ein großes Lob!

Ich will noch einmal die Antike zitieren, jetzt Aristoteles:
„Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer und Frauen von morgen stellen.“
Übersetzt heißt das ja: Ich habe keine Hoffnung mehr, wenn einmal unsere Referendare die Lehrer von morgen stellen!
Der gute Aristoteles hat Sie sicher und leider  nicht gekannt.
Wir jedenfalls hatten großes Glück mit Ihnen: Sie waren ein Jahrgang, der unproblematisch, kollegial, engagiert und einfach nur gut war.

Eigentlich stehe ich hier nur in Vertretung für die Frau hier, die Sie viel intensiver und mit großer Leidenschaft begleitet und betreut hat:  Hannelore Weingärtner. Frau Weingärtner lässt Sie ganz herzlich grüßen und bereits in ihrem Brief an das Kollegium hat sie diese Grüße und Glückwünsche ausdrücklich an Sie, liebe Referendare, gerichtet. Ihr Brief hängt seit Anfang dieser Woche am Schwarzen Brett.

Ich wünsche Ihnen, liebe Frau Detemple, Frau Giloy,
Frau Mildenberger, Frau Münch und Ihnen lieber Herr Eberle, Herr Huber und Herr Posnien alles Gute für Ihren weiteren Lebens- und Berufsweg,  sei es an unserer Schule – wir werden Frau Münch, Herrn Huber und Herrn Posnien ab Montag wiedersehen – oder an anderen Schulen. Alle, die sofort als Lehrer einsteigen wollten, haben eine Stelle! Herzlichen Glückwunsch!!!

Jede Schule kann sich glücklich schätzen, Sie im Kollegium aufzunehmen zu dürfen. Bereichern Sie diese Kollegien mit Ihrer Persönlichkeit! Behalten Sie Ihre Lust am Lehrersein!

Michael Kuntz
Stv. Schulleiter

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